Pollnow

Kreis Schlawe in Pommern



Ansprache auf dem Heiligen Berg

Die folgende Ansprache ist der Internetseite der Erzdiözese Bamberg entnommen:

Ansprache von Erzbischof Ludwig Schick in Polanow, am 12. Juni 2010

http://www.erzbistum-bamberg.de/res/gfx/pix.gif

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Sehr verehrter Herr Bischof Dajczak mit den Weihbischöfen Pawel und Christoph,
liebe Mitbrüder im priesterlichen Dienst,
verehrte Ordenschristen, lieber P. Provinzial Adam,
sehr geehrter Herr Bürgermeister und Stadtverordnetenvorsteher mit dem Stadtrat von Polanow,
liebe Mitchristen!

1. Mit großer Freude und Dankbarkeit bin ich nach Polanow gekommen. Ich danke von ganzem Herzen für die große Ehre, die mir zuteil wurde, Ihr Mitbürger, ehrenhalber, zu sein. Ich fühle mich mit der polnischen Nation in besonderer Weise verbunden. Schon immer habe ich die tiefe Gläubigkeit der Polen und ihre Treue zur Kirche hochgeschätzt. Im Vertrauen auf Gott und unter dem Schutz der Gottesmutter hat das polnische Volk im Laufe der Geschichte immer wieder seine Einheit und Authentizität gewahrt. Im Herzen Europas hat es den christlichen Glauben und die katholische Kirche hochgehalten. Durch seine Kraft, seine Treue und Unverbrüchlichkeit wurde der Nationalsozialismus, der von Deutschland ausging und der soviel Unheil in Europa und weltweit angerichtet hat, überwunden. Vor allem durch das polnische Volk wurde auch der Kommunismus und die Sowjetunion besiegt.

2. In diesem Zusammenhang muss man Papst Johannes Paul II. seligen Angedenkens erwähnen und ihm großen Respekt und tiefe Dankbarkeit abstatten. Diesem großen Papst bin ich auch persönlich sehr verbunden. Er hat mich 1998 zum Bischof bestellt und 2002 zum Erzbischof von Bamberg berufen. In der Urkunde, die er mir dazu ausstellte, wies er auf den heiligen Otto hin mit dem Auftrag, dass ich nach seinem Vorbild Bischof sein solle.

3. Liebe Schwestern und Brüder,
hier in Polanow wollen wir aber heute vor allem nach vorne, in die Zukunft schauen. Der heilige Otto, dem wir hier ein Heiligtum errichten, gibt uns dazu drei Aufträge und Weisungen.
3.1 Erstens: Der heilige Otto war begeistert vom Evangelium Jesu Christi. Die Biografen schildern ihn als einen Bischof, der aus dem Wort Gottes, wie es in den Heiligen Schriften des Alten und Neuen Testamentes enthalten ist, lebte. Die Bibel war für ihn „Licht und Leben“. Er wollte den Menschen die Gebote, Werte, Tugenden und Verheißungen des Evangeliums bringen. Er war überzeugt, dass allein im Namen und in der Botschaft Jesu für den einzelnen Menschen und die ganze Welt Heil ist.
Als Lehrer am Königshof in Polen hat er den Kindern und Jugendlichen das Wort Gottes als Weisung fürs Leben gelehrt. Als Kanzler Kaiser Heinrichs, als Bischof in Bamberg und als Apostel der Pommern hat er die Bibel als Fundament seines Wirkens betrachtet. Das Evangelium war sein Ein und Alles. Es den Menschen zu bringen, war sein Ziel. Die erste Weisung, die uns der heilige Otto heute gibt, ist: das Evangelium mehr zu lesen, besser zu kennen und aus ihm zu leben.
3.2 Der heilige Otto fordert zweitens heute von uns, sich neu von Jesus Christus und seiner frohen Botschaft begeistern zu lassen, um missionarisch für ihn tätig zu sein. Wir Christen müssen im 21. Jahrhundert alles daran setzen, Menschen für Christus und für seine frohe Botschaft zu gewinnen. Wir leben in einer Zeit, die teils durch bekennenden und auch aggressiven Atheismus, teils durch lähmenden Säkularismus geprägt ist. Nicht wenige betrachten den Glauben als antiquiert und überholt oder sind desinteressiert an religiösen Fragen. Sie beschäftigen sich nur mit dieser Welt, ihren Gütern und Freuden; für Transzendenz, Himmel und Gott bleibt im Denken und Handeln kein Raum. Nicht zuletzt dadurch leben wir in einer Zeit, in der die moralischen und ethischen Werte des Evangeliums in Frage gestellt werden. Ehe und Familie, Treue, Wahrhaftigkeit und Ehrlichkeit, Sonntagsheiligung und Schutz des Lebens von der Zeugung bis zum natürlichen Tod werden nicht mehr hoch genug geachtet. Aber trotz all dieser Schwierigkeiten, die dem Glauben und der Botschaft Jesu Christi entgegenstehen und entgegenwirken, sind Gottes Wort, Jesus Christus und seine Botschaft Heil und Leben. Im Tiefsten des Herzens sehnen sich auch selbst atheistische, agnostische und säkularisierte Menschen nach Gott, nach Glaube, Hoffnung und Liebe. Wir Christen müssen mutig und eindeutig und mit dem ganzen Einsatz unserer Person Jesus Christus verkünden und für ihn werben, so wie es der heilige Otto getan hat, der als Heiliger unermüdlich, bewusst und überzeugt Jesus Christus verkündete. Der heilige Otto lehrt uns und trägt uns auf, Missionare für Jesus Christus zu sein.
3.3 Ein Drittes lehrt uns der heilige Otto: Der heilige Otto war ein Europäer. Er wurde in Deutschland geboren; er wirkte am polnischen Königshof, er wurde Kanzler und arbeitete in Speyer; er unternahm Reisen nach Italien, nach Österreich, Tschechien und wieder nach Polen; er wirkte als Bischof in Bamberg und als Missionar in Pommern. Er verband die europäischen Nationen durch den christlichen Glauben und durch die Bindung an den Apostolischen Stuhl in Rom. Auch dafür müssen wir werben und uns darum in Polen und in Deutschland mühen. Wir werden die Zukunft nur meistern und eine Welt der Gerechtigkeit und des Friedens aufbauen, wenn wir ein vereintes Europa bilden. Dieses Europa darf aber nicht nur ein Europa der Märkte, der Finanzen, der Güter, der Wirtschaft sein. Wir müssen ein Europa bilden, das auf dem Fundament des Evangeliums steht und das das Reich Gottes, der Gerechtigkeit, des Friedens und der Freude im Heiligen Geist anstrebt.

4. Liebe Schwestern und Brüder!
Lassen wir uns vom heiligen Otto inspirieren:

·         Er verweist uns auf das Evangelium. Lesen, betrachten wir es. Jesus Christus soll unser Ein und Alles werden.

·         Werden wir wieder neu Missionare und Apostel für Jesus Christus. Verkünden und leben wir den Glauben, geben wir ihn weiter und werben für ihn, so wie es der heilige Otto getan hat.

·         Bilden wir auf den Grundfesten des Evangeliums ein geeintes Europa. Hier in Polanow soll in Zukunft der heilige Otto besonders verehrt werden. Es soll ein Heiligtum und Gebetszentrum für die Festigung, die Mission und die Ausbreitung des Glaubens entstehen. Es soll auch ein Ort der Völkerverständigung und des Aufbaus eines vereinten Europas sein.

Herr Jesus Christus schütze Polanow und schütze Polen, schütze Bamberg und Deutschland, schütze Europa und die ganze Welt. Maria, Mutter Gottes, sei uns Helferin. Heiliger Otto bitte für uns!

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Datum: 18.06.2010

Autor: Erzbischof Ludwig Schick


 

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Erstellt von Jürgen Lux. Letzte Aktualisierung: 25.07.2010