Geschichte der Stadt Pollnow:

5.) Erste Hälfte des 20. Jahrhunderts bis 1945

1903: Inbetriebnahme der Staats- (Groß)- bahn.

1908: Pollnow erhält elektrischen Strom (Beßwitz). Beginn der katholischen Kirchenbuchaufzeichnungen in Pollnow.

1909/1910 wird der Mühlenteich am Moorbach zugeschüttet. Hier wird später das Altenheim erbaut. Heute befindet sich an dieser Stelle der kleine Stadtpark mit dem Denkmal ohne Inschrift.

Seit 1919 erscheint die "Pollnower Zeitung", Anzeigenblatt der städtischen Behörden. Seit 1923 erscheint sie in Schlawe und stimmt inhaltlich mit der Schlawer Zeitung überein. Bis 1922 Druck bei Max Kordel in Pollnow.

1910: Das erste Auto fährt durch Pollnow. Es gehört dem Hofmarschall in Krangen und war ein Geschenk des Kaisers. Umbenennung der "Obertorstraße" in "Schloßstraße" (heute: ul. Wolnosci).

1911: Der Schloßpark wird parzelliert und verkauft, im Anschluß daran abgeholzt.

1912 wird die Mittelschule in der Kösliner Straße erbaut. Hier lernten unsere Großeltern Anfang des Jahrhunderts die französische Sprache. Auch viele heutige polnische Einwohner von Pollnow wurden in dieser Schule noch unterrichtet, bis dann in den 70er Jahren die neue Schule erbaut wurde. 1945 wurde das Schulgebäude und die danebenliegende Baracke als Sammelraum für die Zivilbevölkerung Pollnows mißbraucht, die dann Anfang März nach Rußland deportiert wurden.

1912/13: Erbauung und Einrichtung des Restaurants "Zur großen Aussicht". Es ist eine Stiftung von Kommissionsrat Hermann Kohls. Man servierte hier Pollnower Mineralwasser vom Hagelsberg und auch frisch gezapftes in Petereks Brauerei in Pollnow hergestelltes Bier.

1917 (1.1.) eröffnet die Pollnower Stadtbank. Sie zieht 1921/22 in das neue Gebäude in der Schloßstraße um. In dem Gebäude befindet sich heute der Magistrat.

1917/1918 werden das Bahnhofsgebäude und die Nebengebäude des neuen Staatsbahnhofs erbaut.

1919 kauft Hermann Schuck das Schloß Pollnow, inzwischen lediglich Grundbesitz ohne besondere Rechte, von einem Herrn Granzau.

1920 wird der "Alte Bahnhof" stillgelegt. Inbetriebnahme des neuen Bahnhofs.

1921 Baubeginn des Pollnower Sportplatzes an der Rummelsburger Chaussee, fertiggestellt 1928. Die neue Eisenbahn Pollnow-Zollbrück, welche eine Fortführung der Linie Gramenz-Bublitz nach Pollnow ist und eine unmittelbare Verbindung nach Stolp herstellt, hat im Dezember den Personenverkehr aufgenommen, es folgt im Januar 1922 der Güterverkehr.

1922 wird zur Ehrung der im 1. Weltkrieg aus dem Stadtbezirk Gefallenen oberhalb des kurze Zeit später erbauten Sportplatzes ein Denkmal aus einheimischem Granit errichtet und am 9. Oktober feierlich eingeweiht.

1923 wird der "Sportverein Germania" gegründet, hervorgegangen aus der Fußballabteilung des Turnvereins 1961. Neben dem Fußballsport betreibt er auch Leichtathletik.

1926/27 wird der Turm auf der Großen Aussicht von dem bekannten jüdischen Bürger Kommissionsrat Hermann Kohls gestiftet, der seit 1894 ununterbrochen Stadtverordneter war und schon vor dem 1. Weltkrieg die Halle auf der Großen Aussicht (Restaurant) gestiftet hatte. Später wurde "Kohls Turm" in "Bismarck-Turm" umgetauft. Hier oben fand noch Mitte der 50er Jahre eine Tanzveranstaltung statt, bevor alle Gebäude abgebrochen wurden.

1928: Pollnow hat 3340 Einwohner.

1933: Das Pollnower Schloß wird zum letztenmal verkauft und in 3 Teile geteilt (Howe/Lux/Lawrenz).

Im Dezember 1934 ist der Ausbau der Normalspur (Spurweite 1435 cm) für die damalige Kleinbahn zwischen Schlawe und Pollnow, 1936 dann zwischen Köslin und Pollnow abgeschlossen. Pollnow wird Umladebahnhof für landwirtschaftliche Güter aus dem Hinterland, die mit der Schmalspurbahn herangeschafft werden.

Winter 1938/39: Der Pollnower Badesee (Stadtausgang in Richtung Rummelsburg) entsteht. 25.000 Kubikmeter Boden werden dafür bewegt.

1939: nach der Volkszählung hat Pollnow 3375 Einwohner. Beginn des 2. Weltkriegs. Die meisten Männer werden eingezogen.

1945: Pollnow wird durch die Rote Armee beschossen (26.2.), eingenommen (27.2.) und geplündert. Einigen gelingt noch in letzter Minute die Flucht, ein erheblicher Teil der Zivilbevölkerung wird zusammengetrieben und in sowjetische Internierungslager verschleppt. Viele sterben bereits auf dem Transport bei eisiger Kälte, andere an Hunger, Entkräftung und Infektionserkrankungen in den sibirischen Lagern. Die gesamte Innenstadt einschließlich des Marktes und des Rathauses wird in den ersten Märztagen (3.3.45) willkürlich und ohne Kampfhandlungen durch eine fanatische russische Politkommissarin mit Benzin und weißem Phosphor in Brand gesteckt. Die Stadt verliert ihr einstmaliges Bild und verkümmert für Jahrzehnte. Die Eisenbahnschienen werden komplett demontiert und nach Rußland gebracht. Einrichtungen von Fabriken und Handwerksbetrieben werden als Kriegsbeute fortgeschafft. Im September 45 übergeben die Sowjets die ausgeplünderte Stadt an die polnische Verwaltung.

Weitere Geschichte Pollnows