Sehr verehrter Herr Bischof
Dajczak mit den Weihbischöfen Pawel und Christoph,
liebe Mitbrüder im priesterlichen Dienst,
verehrte Ordenschristen, lieber P. Provinzial Adam,
sehr geehrter Herr Bürgermeister und Stadtverordnetenvorsteher mit dem
Stadtrat von Polanow,
liebe Mitchristen!
1. Mit großer Freude und
Dankbarkeit bin ich nach Polanow gekommen. Ich danke von ganzem Herzen für
die große Ehre, die mir zuteil wurde, Ihr Mitbürger, ehrenhalber, zu sein.
Ich fühle mich mit der polnischen Nation in besonderer Weise verbunden. Schon
immer habe ich die tiefe Gläubigkeit der Polen und ihre Treue zur Kirche
hochgeschätzt. Im Vertrauen auf Gott und unter dem Schutz der Gottesmutter
hat das polnische Volk im Laufe der Geschichte immer wieder seine Einheit und
Authentizität gewahrt. Im Herzen Europas hat es den christlichen Glauben und
die katholische Kirche hochgehalten. Durch seine Kraft, seine Treue und
Unverbrüchlichkeit wurde der Nationalsozialismus, der von Deutschland ausging
und der soviel Unheil in Europa und weltweit angerichtet hat, überwunden. Vor
allem durch das polnische Volk wurde auch der Kommunismus und die Sowjetunion
besiegt.
2. In diesem Zusammenhang muss man
Papst Johannes Paul II. seligen Angedenkens erwähnen und ihm großen Respekt
und tiefe Dankbarkeit abstatten. Diesem großen Papst bin ich auch persönlich
sehr verbunden. Er hat mich 1998 zum Bischof bestellt und 2002 zum Erzbischof
von Bamberg berufen. In der Urkunde, die er mir dazu ausstellte, wies er auf
den heiligen Otto hin mit dem Auftrag, dass ich nach seinem Vorbild Bischof
sein solle.
3. Liebe Schwestern und Brüder,
hier in Polanow wollen wir aber heute vor allem nach vorne, in die Zukunft
schauen. Der heilige Otto, dem wir hier ein Heiligtum errichten, gibt uns
dazu drei Aufträge und Weisungen.
3.1 Erstens: Der heilige Otto war begeistert vom Evangelium Jesu Christi. Die
Biografen schildern ihn als einen Bischof, der aus dem Wort Gottes, wie es in
den Heiligen Schriften des Alten und Neuen Testamentes enthalten ist, lebte.
Die Bibel war für ihn „Licht und Leben“. Er wollte den Menschen die
Gebote, Werte, Tugenden und Verheißungen des Evangeliums bringen. Er war
überzeugt, dass allein im Namen und in der Botschaft Jesu für den einzelnen
Menschen und die ganze Welt Heil ist.
Als Lehrer am Königshof in Polen hat er den Kindern und Jugendlichen das Wort
Gottes als Weisung fürs Leben gelehrt. Als Kanzler Kaiser Heinrichs, als
Bischof in Bamberg und als Apostel der Pommern hat er die Bibel als Fundament
seines Wirkens betrachtet. Das Evangelium war sein Ein und Alles. Es den
Menschen zu bringen, war sein Ziel. Die erste Weisung, die uns der heilige
Otto heute gibt, ist: das Evangelium mehr zu lesen, besser zu kennen und aus
ihm zu leben.
3.2 Der heilige Otto fordert zweitens heute von uns, sich neu von Jesus
Christus und seiner frohen Botschaft begeistern zu lassen, um missionarisch
für ihn tätig zu sein. Wir Christen müssen im 21. Jahrhundert alles daran
setzen, Menschen für Christus und für seine frohe Botschaft zu gewinnen. Wir
leben in einer Zeit, die teils durch bekennenden und auch aggressiven
Atheismus, teils durch lähmenden Säkularismus geprägt ist. Nicht wenige
betrachten den Glauben als antiquiert und überholt oder sind desinteressiert
an religiösen Fragen. Sie beschäftigen sich nur mit dieser Welt, ihren Gütern
und Freuden; für Transzendenz, Himmel und Gott bleibt im Denken und Handeln
kein Raum. Nicht zuletzt dadurch leben wir in einer Zeit, in der die
moralischen und ethischen Werte des Evangeliums in Frage gestellt werden. Ehe
und Familie, Treue, Wahrhaftigkeit und Ehrlichkeit, Sonntagsheiligung und
Schutz des Lebens von der Zeugung bis zum natürlichen Tod werden nicht mehr
hoch genug geachtet. Aber trotz all dieser Schwierigkeiten, die dem Glauben
und der Botschaft Jesu Christi entgegenstehen und entgegenwirken, sind Gottes
Wort, Jesus Christus und seine Botschaft Heil und Leben. Im Tiefsten des
Herzens sehnen sich auch selbst atheistische, agnostische und säkularisierte
Menschen nach Gott, nach Glaube, Hoffnung und Liebe. Wir Christen müssen
mutig und eindeutig und mit dem ganzen Einsatz unserer Person Jesus Christus
verkünden und für ihn werben, so wie es der heilige Otto getan hat, der als
Heiliger unermüdlich, bewusst und überzeugt Jesus Christus verkündete. Der
heilige Otto lehrt uns und trägt uns auf, Missionare für Jesus Christus zu
sein.
3.3 Ein Drittes lehrt uns der heilige Otto: Der heilige Otto war ein
Europäer. Er wurde in Deutschland geboren; er wirkte am polnischen Königshof,
er wurde Kanzler und arbeitete in Speyer; er unternahm Reisen nach Italien,
nach Österreich, Tschechien und wieder nach Polen; er wirkte als Bischof in
Bamberg und als Missionar in Pommern. Er verband die europäischen Nationen
durch den christlichen Glauben und durch die Bindung an den Apostolischen
Stuhl in Rom. Auch dafür müssen wir werben und uns darum in Polen und in
Deutschland mühen. Wir werden die Zukunft nur meistern und eine Welt der
Gerechtigkeit und des Friedens aufbauen, wenn wir ein vereintes Europa
bilden. Dieses Europa darf aber nicht nur ein Europa der Märkte, der
Finanzen, der Güter, der Wirtschaft sein. Wir müssen ein Europa bilden,
das auf dem Fundament des Evangeliums steht und das das Reich Gottes, der
Gerechtigkeit, des Friedens und der Freude im Heiligen Geist anstrebt.
4. Liebe Schwestern und Brüder!
Lassen wir uns vom heiligen Otto inspirieren:
·
Er verweist uns auf das
Evangelium. Lesen, betrachten wir es. Jesus Christus soll unser Ein und Alles
werden.
·
Werden wir wieder neu Missionare
und Apostel für Jesus Christus. Verkünden und leben wir den Glauben, geben wir
ihn weiter und werben für ihn, so wie es der heilige Otto getan hat.
·
Bilden wir auf den Grundfesten des
Evangeliums ein geeintes Europa. Hier in Polanow soll in Zukunft der heilige
Otto besonders verehrt werden. Es soll ein Heiligtum und Gebetszentrum für
die Festigung, die Mission und die Ausbreitung des Glaubens entstehen. Es
soll auch ein Ort der Völkerverständigung und des Aufbaus eines vereinten
Europas sein.
Herr Jesus Christus schütze
Polanow und schütze Polen, schütze Bamberg und Deutschland, schütze Europa
und die ganze Welt. Maria, Mutter Gottes, sei uns Helferin. Heiliger Otto
bitte für uns!
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