Pollnow

Kreis Schlawe in Pommern



 

Der Brunnenkopf oberhalb des Badesees

 

Pollnow i. Pom. (JL) Seit Montag, den 23.Juni 1997 ist der nach Vorkriegsfotos von Kurt Glienke neu modellierte und in Aluminium gegossene historische Brunnenkopf an der Quelle oberhalb des Pollnower Badesee fest angebracht. Wie die PZ bereits am 17.8.1996 berichtete, gelang es dem gebürtigen Pollnower Kurt G., nach alten Fotografien der Zeit um 1940 bis 1944, im Frühsommer 1996 zunächst ein Miniaturmodell (15 cm groß) aus Gips herzustellen. Die Idee dazu hatte er bereits im vorangegangenen Winter entwickelt. In den folgenden Monaten wurde nach genauen Zeichnungen des kunsthandwerklich begabten
Pollnowers ein 1:1 Modell hergestellt, das später als Gußmodell diente. Es handelt sich um einen Phantasie-Tierkopf, den die Pollnower als Fischkopf, Froschkopf, Löwen-. Delphin-, Drachen- oder Wildscheinkopf in Erinnerung hatten.
Ursprünglich aus Bronze gegossen, sprachen vielerlei Gründe dafür, den "Pohofi", wie er volkstümlich genannt wird, jetzt aus Aluminium herzustellen. Diese Idee wurde dann auch verwirklicht. Mit finanzieller Unterstützung mehrerer alten Pollnowerinnen und Pollnower und mit Genehmigung der Gemeinde-Behörden konnte der Fabeltierkopf von den Stadtwerken am 17.6.97 zunächst provisorisch angebracht werden. Es waren daraufhin noch einige handwerkliche Korrekturen durchzuführen, die Roman Pawłowski aus Pollnow erfolgreich vornahm. An das Betonrohr, welches das Quellwasser der Varbelower Berge ("12-Apostelberge") der Quelle zuführte, wurde ein Kunststoffrohr angekoppelt und diese durch Silikon abgedichtet. Der in verschiedenen Grüntönen gehaltene Fabeltierkopf ("Pohofi") wurde dann von Roman P. endgültig angeschlossen und speit aus seinem Maul nun das frische Trinkwasser, das durch den großen Aussichtsberg gefiltert und kristallklar aus dem Berg sprudelt. Zunächst wurde ein provisorisches Schild mit der zweisprachigen Aufschrift angebracht:" "Historischer Brunnenkopf aus der Vorkriegszeit, ein Fabeltierkopf aus Aluminium, nach alten Fotos neu modelliert von Kurt Glienke und gegossen mit Unterstützung der früheren Einwohner der Stadt Pollnow in Pommern. Ein Geschenk an die heutigen Einwohner als Zeichen dauerhafter freundschaftlicher Beziehungen. Pollnow, im Sommer 1997."
Mögen sich noch viele Generationen von Pollnowern einschließlich der Nachfahren der früheren Einwohner der pommerschen Bergstadt an dieser Quelleinfassung erfreuen und das kühle Nass genießen. Die Einweihung des "Pohofi" soll übrigens im Juni 1998 stattfinden, wenn die Pollnower(-innen) wieder gemeinsam ihre Heimatstadt besuchen.
Der Beitrag erschien am 17.8.97 in der Pommerschen Zeitung, Folge 33, Jgg. 46.
 
An dieser Stelle gilt den Pollnowerinnen und Pollnow unserer besonderer Dank, die den Guss des Fabeltierkopf finanziell unterstützt haben.

Wie aber ging es weiter?

Die Einweihung fand im Juni 1998 wirklich statt, die Stadtverwaltung bedankte sich dafür, daß mit diesem Brunnenkopf, der an die Vorkriegstradition anknüpfte, eine Brückenfunktion zwischen den ehemaligen deutschen und den heutigen polnischen Einwohnern der Stadt Pollnow gelungen ist, denn die jetzigen Bewohner profitieren jeden Tag davon. Man kann beobachten, daß sich viele Menschen in Kanistern zu allen Jahreszeiten frisches Quellwasser holen, vor allem heutige Pollnower. Aber auch Fernfahrer haben diese Kostbarkeit entdeckt, sie halten vorwiegend in der wärmeren Jahreszeit mit ihren LKWs vor der Quelle und "tanken" das frische Quellwasser. Während der Aufenthalte der deutschen Reisegruppe im Juni 1998 und im Juni 2000 genossen viele gebürtige Pollnower das Wasser, es schmeckt so gut wie kein anderes weit und breit, ist dazu gesund und dazu noch kostenlos.
Heute, Ende 2006, ist der Brunnenkopf noch immer an seiner alten Stelle, wo er im Herbst 1997 (wieder) angebracht wurde. Leider gibt es, wie überall auf der Erde, auch in Pollnow Menschen mit wandalistischen Tendenzen. So wurden dem Fabeltierkopf bald schon die Zähne ausgebrochen. Das daraufhin eingesetzte Ersatzgebiß hielt nur wenige Monate, bis es erneut mit Gewalt entfernt wurde. Mit Sprühfarben wurde das Design dem Geschmack junger Graffitikünstler angepaßt. Aber: der Brunnenkopf an sich ist noch vorhanden. Wie durch ein Wunder wurde die zweisprachige Texttafel weitgehend verschont. Bleibt zu hoffen, daß die Bevölkerung einschließlich der manchmal gelangweilten Jugendlichen das von Kurt Glienke mühevoll angefertigte teure Arbeit anerkennt und als Stück ihrer eigenen Kultur annimmt und erhält.

                         
Der Pollnower Brunnenkopf ("Pohofi")     Frontalansicht des Fabeltiers     Der historische Brunnenkopf
                                                                                                                                  (vor 1945 an gleicher Stelle)
 
 

Die zweisprachige Tafel, welche in Pollnow am Brunnenkopf angebracht ist


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