1784
wird durch Brüggemann in Zetthun ein Rittersitz
beschrieben, zu den adeligen Gütern des Fürstenthums Cammin gehörig, ¾ Meile von Pollnow
südwestwärts, an einem kleinen fischreichen See
gelegen. Das Dorf hat 1 Vorwerk, 5 Bauern, 1 Halbbauer, 2 Cossäthen,
16 Feuerstellen, ziemliche Holzugen, gute Fischerey und war ehemals zu Curow,
ist aber seit 1712 zu Gerbin in der Schlaweschen Synodeeingepfarret. Zetthun ist ein altes Glasenappsches
Lehn, welches Joachim von G l a s e n a
p p von seinem
Vater Joachim erbte und es seinem einzigen Sohne Friedrich Ewald von Glasenapp hinterließ.
1833 wurde das Lehnsrecht für das Gut aufgehoben. Es wurde verkauft und
wechselte dann mehrfach seinen Besitzer.
Um 1860 existierten in Zetthun einschließlich des
Gutshauses insgesamt 27 Wohngebäude, zwei Schulhäuser und 24
Wirtschaftsgebäude. Die Ortschaft hatte insgesamt 271 E9inwo0hner in 51
Haushaltungen.
1862 wurde das damals 4689 Morgen Land umfassende Gut an Rosalie Beate P a g e l
geb. Priem, eine Kaufmannsfrau aus Stettin verkauft. Im selben Jahr
begann die Schulchronik von Zetthun, die bis zum Jahr
1925 erhalten geblieben ist. 1870 wird im Güteradreßbuch
Frau Pagel als Besitzerin genannt. Größe des Gutes damals 4377 Morgen. Post und
Bahnstation war Pollnow
1879 ist Dr. M e l l
i n g e r als Besitzer des Gutes mit
Dampfbrennerei genannt
1905
wird im Pommerschen Güteradreßbuch als Besitzer des 1131 ha großen Gutes Zetthun ein Edmund A
l y aufgeführt.
Zetthun im Jahre 1909 – Historische Ansichtskarte
1914 hat das Rittergut Zetthun eine Größe von 1.252
ha. Davon 700 ha Acker, 16 ha Wiesen, 536 ha Holzungen. 62 Pferde, 160 Rinder
bzw. Kühe, 207 Schweine. Dampfbrennerei, Rindermast, Lastauto. Kirchspiel Pollnow, Standesamt und Amtsbezirk Gerfin, Besitzer: Hugo R u s t e m e y e r , Leutnant der Reserve.
Im
Jahre 1915, mitten im 1. Weltkrieg, kaufte der Berliner Industrielle von
Siemens Gut und Schloß in Zetthun
für seine Tochter Mathilda geb. v. S i e
m e n s und ihren Ehemann Oskar C a m i
n e c c i. Der Italiener Caminecci
und die Siemens-Tochter hatten sich in Berlin bei einem Reitturnier
kennengelernt und dann später geheiratet. Das Ehepaar Caminecci
war Besitzer des Gutes bis 1945.
1939 umfassste das Rittergut Zetthun
1.556 ha, davon 470 ha Acker, 16 ha Wiesen, 20 ha Weiden, 974 ha Holzungen, 56
ha Unland und 20 ha Wasser. Viehbestand war: 78 Pferde, 141 Rinder (davon 60
Kühe), 176 Schweine. Im Besitz waren auch das Vorwerk Rewaldshausen
und die Försterei Lubow.
Rewaldshausen: 157 ha, davon 28 ha Acker, 7 ha
Wiesen, 18 ha Weiden, 88 ha Holzungen, 4 ha Unland, 18 ha Wasser. Verwalter:
Gustav Braunschweig.
Försterei Lubow: 1.059 ha, davon 54 ha Acker, 55 ha Wiesen, 1 ha Weiden, 846 ha
Holzungen, 67 ha Unland, 18 ha Wasser.. Verwalter: Friedrich Krüger.
Die Familie Caminecci aus Palermo
Die Familie stammt ursprünglich aus Polen, war dort im 14. Jahrhundert
ansässig. Die Vorfahren waren Feldherren und sind später mit einer polnischen
Königin, die damals nach Sizilien ins Exil ging, mit ausgewandert[1].
Im 20. Jahrhundert wanderte der Bankier Andrea Caminecci,
Vater von Oswald, von Palermo ins Rheinland aus.. Er heiratete
1882 die Tochter des Landrats Danzier.und baute das Schloß Windeck aus, wo die
Familie lebte. Aus der Ehe gingen 5 Söhne hervor.
1. Pier Lorenzo (1883-1901)
2.
Oscar (1885-1945)
3. Waldemar
(1887-1946). Er hatte einen Sohn: Manfred (*1927)
4.
Andrea (1889-1958)
5. Quintino
(1882-1914), gefallen in Frankreich
Vater
Andrea verstarb 1940.
Familie Oscar Caminecci auf Zetthun
Der
Jäger, Jagdschriftsteller und erfolgreiche Springreiter O s c a r C a m i n e c c i wurde am 17. April 1885 in Palermo auf
Sizilien geboren.
Das
Gut Zetthun kaufte er, um hier Pferde zu züchten und
weil hier ein gutes Jagdrevier für Hirsche war. Oscar war ein passionierter
Jäger und auch ein Turnierreiter. Das Schloß in Zetthun stand bereits und wurde seit dem Kauf 1915
ausgebaut. Er lebte seit 1918 auf Zetthun und widmete sich der Vollblutzucht von Pferden.
Im Jahre 1923 zog sich O s c a r C a m i
n e c c i vom aktiven
Turniersport zurück. Um die Einführung des italienischen Springstils in
Deutschland hat Oscar C. sich hochverdient gemacht und bahnbrechend gewirkt.
Durch seinen Bekanntheitsgrad als internationaler, erfolgreicher Springreiter
hatte er bei einer Einladung von W i l h e l m v o n S i e m e n s, (1855-1919), Sohn des
Gründers der Siemenswerke Werner v. Siemens, dessen bildschöne Tochter M a t h i l d a kennen und lieben gelernt und heiratete sie im
Jahre 1914. Durch diese Heirat war er in der Lage, sich einen Lebenstraum für
seine Pferdepassion und auch für seine jagdlichen Passionen zu erfüllen, in dem
er das Gut Zetthun in Ostpommern kaufte und bis zu
seinem Tode auf 23.000 Morgen durch weitere Zukäufe vergrößerte.[2]
Oscar
C. war als passionierter Jäger auch Jagdschriftsteller. 1932 erschien sein Buch:
„Diana, Hubertus und ich“ im Parey-Verlag. Oscar C.
bewirtschaftete in Zetthun eines der besten Roldwildreviere in Deutschland.
Eine
Intrige brachte ihn ins KZ Mauthausen. Dort verstarb er am 9. März 1945.
Quellen:
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Erstellt von Jürgen Lux. Letzte Aktualisierung 12.08.2020
[1] Mitteilung von Alessandro Caminecci, Sohn des Manfredo C. vom 18.2.2015.
[2] Quelle: http://drahthaarvizsla.eu/Caminneci/Reiter/Reiter.html Stand: 13.9.2020