Als einer der drei
berühmten heiligen Berge Pommerns (der zweite ist der Gollen
bei Köslin, der dritte der Revekol
bei Schmolsin (Kr. Stolp)
ragt er etwa 60 m hoch über das Grabowtal hinaus und
liegt nur 1,9 km westsüdwestlich von Pollnow (Kr. Schlawe). Früher konnte man von seinem Gipfel in 156 m Höhe
ü. d. M. aus einen prächtigen Fernblick genießen über die Stadt an seinem Fuße
und das Wiesental der Grabow hinweg zu den Varbelower
Höhen im Osten, den Sohrbergen im Norden, jenseits
des Urstromtals und die Rotzoger Höhen im Westen. Man
geht heute davon aus, daß sich hier in
vorchristlicher Zeit ein Burgwall oder eine heidnische Kultstätte befand, bevor
um die Zeit der Christianisierung im 12. Jahrhundert eine Kapelle erbaut wurde,
die später als W a l l f a h r t s k i r c h e genutzt werden sollte. Sie war der heiligen
Mutter Gottes, Maria geweiht und enthielt ein wundertätiges Gnadenbild. Tag und
Nacht war sie geöffnet. Deshalb entwickelte sich das Sprichwort: „Du hast den
Mund so weit offen wie die Türe der Pollnower
Kirche“. Diese Wallfahrtskirche, die den Pollnower
Bürgern vom 12. bis zum 16. Jahrhundert auch als Pfarrkirche diente, zog P i l g e r a u s g a n z E u r o p a an. In den Jahren 1435 und 1485 sind
Pilgerreisen schriftlich überliefert. Ziel der Wallfahrten war u.a. die Vergebung
der Sünden für Morde. Im Jahre 1544, mehrere Jahre nach Einführung der
Reformation in Pommern, war Pollnow der einzige
Wallfahrtsort, den Pilger noch aufsuchen konnten. Das Marienheiligtum wurde
vermutlich um die Mitte des 16. Jahrhunderts aufgelöst. Erst nach der
Reformation wurde in der Stadt Pollnow, am Marktplatz
eine neue Kirche gebaut, die alte auf dem Hl. Berg und alle Nebengebäude verfielen
bzw. wurden abgebrochen, die letzten Mauern standen noch im 19. Jahrhundert.
Anfang des 20. Jahrhunderts war von der B
e r g k i r c h e immerhin noch ein Teil
des Kellergewölbes erhalten.
Mythen und Legenden
umranken seither diese Stätte. Angezogen von der Wunderkraft der Abbildung der
Gottesmutter Maria und den heilenden Kräften des Wassers einer am östlichen Abhang sprudelnden Quelle, brachten
die vielen Pilger dreihundert Jahre lang viele kostbare Geschenke mit. Die
inzwischen zu einer festen Kirche ausgebaute Wallfahrtskapelle soll mit den 12
Aposteln aus purem Gold geschmückt gewesen sein.
Die Pollnower
Einwohner glaubten auch nach der Auflösung des Marienheiligtums weiterhin an
die Wunderkräfte dieses Ortes, Heimlich sammelten sie Steine aus den Trümmern
der Kirche und schöpften Wasser aus der Heiligen Quelle (auch Gesundbrunnen
genannt). Von Generation zu Generation wurden in den Familien Steine und Ziegel
aus dem alten Heiligtum aufbewahrt und weitergegeben.
Oben auf dem Hl. Berg
befinden sich heute noch unter der Erdoberfläche Ü b e r r e s t e der Kirche, des Klosters und eines großen
Friedhofes. Hier befinden sich auch die Ruhestätten der alten von Glasenapps aus Pollnow, der von Natzmers aus Gutzmin und der
Bewohner des ganzen Landes Pollnow. Sicher ist, daß in früheren Zeiten ein unterirdischer Gang vom Schloß in Pollnow bis zur Kirche
auf dem Heiligen Berg verlief. Der untere Eingang im Schloß
existierte noch 1945, er war allerdings zugemauert. Er befand sich im Keller
des mittleren Schlossteils, damals im Eigentum der Großeltern des Autors. Auch
der obere Eingang ist inzwischen bekannt. Er befindet sich am Fuße des Hl. Berges.
Nachdem es wohl nach 1945 zu einem Unfallereignis kam, bei dem ein Kind zu
Schaden gekommen sein soll, wurde auch der obere Eingang versiegelt. Er ist
heute öffentlich nicht zugänglich.
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Der Heilige Berg bei Pollnow, heute bewaldet |
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Otto von Bamberg, der Apostel der Pommern |
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Der alte sagenumwobene G e s u n d b r u n n
e n, der vom Trigonometrischen Punkt 156,6 m etwa 980 m in südöstlicher
Richtung entfernt liegt, wurde im Jahr 2001 von Rügenwalder
Franziskanermönchen vorbildlich restauriert. Früher befand sich etwa 100 m
unterhalb des Brunnens ein Stauteich. Eines Tages könnte dieser ebenfalls
wieder hergestellt werden.
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Die Marienkapelle auf dem
Gollenberg bei Köslin wird
zum erstenmal 1263 erwähnt, stand dort aber
vermutlich schon im Jahre 1188. Die Kapelle auf dem Heiligen Berg bei Pollnow muß um diese Zeit oder
etwas später entstanden sein, ihr genaues Gründungsdatum ist nicht mehr zu
ermitteln. Mönche (vermutlich Zisterzienser) haben damals den im Grabowtal wohnhaften deutschen Siedlern und den ansässigen slawischen
Pomoranen die christliche Lehre übermittelt und die
alte heidnische Opferstätte zerstört.
Der letzte Besitzer des
Heiligen Berges, Karl Pieper, dessen Gehöft heute noch am Fuße des Hl. Berges
steht, fand am 16. Juli 1926 zwei große g
u ß e i s e r n e T a f e l n, die aus
der Kirche auf dem Hl. Berg stammen müssen. Abgebildet sind die Hochzeit zu
Kana in Galiläa sowie Elias und die Witwe von Sarepta.
Gefunden wurden sie, als ein Wald gerodet wurde und als Acker urbar gemacht
werden sollte. Er vermachte sie dem Kreisheimatmuseum in Rügenwalde
(heute Muzeum Darłowo), wo sie heute noch als
Exponate zu betrachten sind. Bei
archäologischen Ausgrabungen auf dem Heiligen Berg könnte noch manche
Überraschung zu Tage gefördert werden. Die Stätte dort oben befindet sich
jedoch im Besitz der Franziskaner und die haben offenbar weiteren Ausgrabungen
bisher nicht zugestimmt.
Aber es tut sich etwas am
und auf dem Heiligen Berg. Bereits unten an der Straße nach Rotzog
begrüßte uns 2005 ein deutsches Hinweisschild „HEILIGER BERG“ (inzwischen leider entfernt). Noch vorhanden ein
weiteres Schild: „Stille ist Ruhe“. Der Franziskanerpater Janusz Jedryszek aus dem Kloster in Rügenwalde begann im Jahre
2001 mit Genehmigung des Kösliner Bischofs mit den
Arbeiten. Zunächst wurde der berühmte Gesundbrunnen wieder hergestellt. Offenbar
kann man das klare Bergwasser wieder bedenkenlos trinken (der Autor übernimmt
hier aber keine Gewähr). Entlang des Fußweges, der von der alten Ziegelei Zinke
aus auf das Bergplateau führt, sind eine Vielzahl von
2 m hohen hölzernen Statuen mit christlichen Motiven im kaschubischen Stil
aufgestellt. Auf halber Höhe begrüßt den Wanderer eine lebensgroße Figur des
Heiligen Franz von Assisi in einem kleinen von einem Holzzaun umgebenen
blumengeschmückten Gärtchen. Und oben auf dem Berg wurde 2004 eine Einsiedlerklause
errichtet und im Jahr 2005 fertig gestellt, wo der christliche Wanderer jeder
Konfession Ruhe findet und wo auch regelmäßig katholische Gottesdienste
gefeiert werden. Der Grundstein für den Wiederaufbau der Kapelle auf dem
Heiligen Berg wurde am 6.6.1999 durch Papst Johannes Paul II. in Pelplin geweiht. Selbst war der polnische Papst mit dem
bürgerlichen Namen Karol Wojtyła (*18.5.1920, +2.4.2005) allerdings nie in Pollnow.
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Die Klause wurde
inzwischen ausgebaut, Jetzt können Pilger und alle Besucher des Hl. Berges in
einer kleinen H o l z k i r c h e Ruhe finden, ein Gebet verrichten und Gottes
heiligen Namen ehren. Diese steht etwa 20 m südlich von der immer noch als
Steinwall zu erkennenden Ruine der ehemaligen Wallfahrtskirche. Im Juni 2010
besuchte Erzbischof Dr. Schick aus Bamberg den Heiligen Berg aus Anlass der
Weihung einer aus Bamberg nach Pollnow verbrachten R e l i q u i e d e s H
e i l i g e n B i s c h o f s O t t o von Bamberg, des
Apostels der Pommern, der die Pommern 1124/1125 und 1128 missionierte. Der
östlichste Punkt war damals allerdings Belgard, aber
das sollte die Pollnower nicht daran hindern, ihn 45
km weiter östlich im Jahre 2010 ebenfalls zu würdigen und zu verehren. Inzwischen
sind weitere 10 Jahre vergangen, in denen Vater Janusz, der Franziskanermönch
auf dem Heiligen Berg die Heilige Stätte weiter ausgebaut hat. Es finden dort
regelmäßig Gottesdienste und inzwischen auch mit Genehmigung des Kösliner Bischofs Trauungen statt. Auf dem Berg befindet
sich u. a. ein Gedenkstein für die 1917 ermordeten Armenischen Christen, den
ersten Genozid des 20. Jahrhunderts. Allen Lesern sei diese christliche Stätte
ans Herz gelegt. Vater Janusz würde sich sicher freuen, auch Sie dort oben auf
dem Heiligen Berg demnächst begrüßen zu dürfen.
Dieser Beitrag (mit 3 Fotos) erschien am
10. Juni 2020 in der Pommerschen Zeitung, S.19 der Preußischen Allgemeinen
Zeitung Nr. 28) Alle 19 Fotos auf dieser Seite von Jürgen Lux.
Der Text (PDF-Datei) über die Kirche auf dem
Heiligen Berg kann hier heruntergeladen werden.
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Erstellt von Jürgen Lux. Letzte
Aktualisierung: 16.08.2020